NOA NOA
OverzichtDas Manuskript von NOA NOA wird hier in der ersten vollständigen, ursprünglichen Fassung publiziert- ohne die Überarbeitung durch den Dichter Charles Morice und andere spätere Herausgeber. Der Anspruch von Prof. Pierre Petit lag in der editorisch präzisen Wiedergabe des Originals. So folgt auch die deutsche Übersetzung dem genauen Wortlaut des Künstlers und wurde dem französischen Text von NOA NOA gegenübergestellt. Die zehn abgebildeten Holzschnitte waren von Gauguin selbst zur Illustration seines Textes bestimmt und lenken die Aufmerksamkeit auf sein zweites künstlerisches Standbein neben der Malerei.
Die Kunstwerke von Paul Gauguin aus der Zeit der ersten Tahiti-Reise (vor hundert Jahren) trafen beim Pariser Publikum auf völliges Unverständnis. Der Aufsatz NOA NOA sollte seine Südsee-erfahrungen vermitteln, als aufklärende, werbende Schrift zu den Gemälden wirken. So reicht dieses Dokument über das Genre des Reiseberichts hinaus und ist neben seiner kunsthistorischen Bedeutung auch als eine der ersten Anklagen gegen das naturentfremdete Leben der europäischen Städtezivilisation zu verstehen.
Doch der Garten Eden, den der «Aussteiger« Gauguin auf Tahiti vorfindet, trägt bereits die Narben der Kolonisierung. Gauguin verschweigt und beschönigt seine oft schwierigen Lebensverhältnisse, dennoch besteht kein Zweifel an der Authentizität der gelebten Gefühle: Gauguin liebt Tahiti, die sorglose Lebensart, die Mythen - und die Frauen der Südsee. Durch die geschriebenen Zeilen glaubt man die Bilder wahrzunehmen, die er in dieser Zeit malte. Ein wichtiger Abschnitt im Leben des Malers, ein zentrales Kapitel in der Geschichte der modernen Kunst.